Philosophie

Wir vermitteln den sich uns anvertrauenden Menschen das Gefühl, dass die Zeit, die wir miteinander verbringen, eine gute Zeit ist!

Langzeitinstitutionen sollten Orte mannigfachen Lebens für Menschen und nicht Institutionen für pflegebedürftige alte Menschen sein. Dabei gilt es vermehrt zu lernen, was die Natur zu sagen hat über gesunde, lebendige Orte des Lebens. Ziel ist, Einsamkeit, Hilflosigkeit und Langeweile in Langzeitinstitutionen zu eliminieren. Im Mittelpunkt steht die Ansicht, dass die Gesellschaft von Tieren, die Gelegenheit, für lebendige Dinge wie Pflanzen zu sorgen und die Abwechslung und Spontaneität, die durch Kinder, Tiere, einen weniger geregelten Tagesablauf entsteht, viel hilfreicher sind, als es Medikamente und Therapien sein können.

Geltende gesellschaftliche Werte wie Autonomie oder Individualität werden mit dem Heimeintritt schlagartig ausser Kraft gesetzt; ab sofort gelten die Regeln der Institution. Die drei Qualen Einsamkeit, Hilflosigkeit und Langeweile sind für den Grossteil des Leidens alter Menschen in Heimen verantwortlich.

Paradigmawechsel
Was in Spitälern, wo das «richtige» Leben für eine absehbare Zeit ausgeklammert werden muss, durchaus seine Berechtigung hat, schafft in Heimen angewendet keine lebenswerte Atmosphäre für die Bewohner/innen. Solange die Behandlung von Krankheit im Zentrum steht und leben an zweiter Stelle kommt, leidet darunter die Lebensqualität. In Fachkreisen wird zwar eine Veränderung des Denkens beschworen. Nötig ist aber ein Paradigmawechsel. Dafür muss der bisherige denkerische Bezugsrahmen abgelegt und durch einen neuen ersetzt werden. Also weg vom Institutionsmodell hin zu einem Modell von Leben mit Unterstützung und zwar selbstbestimmt, trotz Einschränkungen.

Normalität leben
Im Bereich der Pflege ist Umdenken angesagt: Verabschieden von Zwangsritualen zum Beispiel davon, dass diese oder jene pflegerische Handlung zu einem geplanten Zeitpunkt gemacht werden muss. Bei der gesamtbetrieblichen Philosophie gilt es also, etwas zu ändern. Gute Pflege ist nämlich nur teilweise für eine hohe Lebensqualität verantwortlich, darum müssen die pflegeorientierten Abläufe aufgebrochen werden. Routine gehört der Vergangenheit an. Spontaneität und Abwechslung im Alltag stehen im Vordergrund, und das auch mit dem Risiko, dass der Heimalltag manchmal etwas chaotischer aussieht, als man sich das gemeinhin vorstellt. Auch im normalen Leben läuft schließlich nicht immer alles nach Plan ab. Wenn Beziehungen einen höheren Stellenwert bekommen als Pflege, bedeutet dies aber nicht, dass diese abgewertet wird. Im Gegenteil. Eine hohe pflegerische Professionalität ist die Voraussetzung dafür. Menschen, die in ein Heim kommen, wollen Pflege und Betreuung garantiert haben, das ist die Grundvoraussetzung: Nötig ist aber auch das Bewusstsein, dass die Pflege für den Menschen nicht das Wichtigste ist. Sie ist bloß ein Teil, der Rest ist Leben. Zur Gestaltung der Lebensräume der Menschen im Heim können Pflegende und andere Mitarbeiter/innen aber eine ganze Menge beitragen.